In der Zukunft müssen Berufsleute andere Fähigkeiten mitbringen als gestern und heute. Der Arbeitspsychologe und Buchautor Felix Frei erklärt, warum das so ist, und kritisiert unser Bildungssystem.
Willkommen in der Arbeitswelt 4.0! Die erste industrielle Revolution begann mit der Erfindung der Dampfmaschine vor 250 Jahren. Die zweite hielt mit der Massenproduktion dank Elektronik und Fliessbändern Einzug. Die dritte war geprägt durch Computer und Roboter und die Automatisierung von Fabrikjobs. Treiber der vierten industriellen Revolution ist die Digitalisierung mit neuen Technologien und komplett neuen Arbeitsformen.
Soft Skills statt Hard Skills Was für Auswirkungen das für die Berufswelt von morgen hat, zeigt etwa die vom WEF publizierte Studie «The Future of Jobs». Dies insbesondere in Bezug auf die geforderten Fähigkeiten: Neben technologiebezogenen Kompetenzen gewinnen vor allem Soft Skills – also «weiche Fähigkeiten» – an Bedeutung. Gefragte Fähigkeiten sind demnach:
Der Zürcher Arbeitspsychologe Felix Frei befasst sich intensiv mit der Arbeit der Zukunft und der Digitalisierung. Er zählt drei weitere wichtige Kompetenzen auf:
«Mitarbeitende dürfen nicht mehr nur ihren Job machen, sondern brauchen einen Blick fürs Ganze. Der arbeitsbezogene Teamgeist ist wichtig», sagt Frei. Dabei gehe es nicht nur darum, in einem Team gut miteinander auszukommen, sondern auch um die Fähigkeit, die Konsequenzen des eigenen Handelns abzuschätzen. «Zum Beispiel die Überlegung, was es für meine Kollegen bedeutet, wenn ich meine Arbeit zu spät oder nicht in der geforderten Qualität abliefere.»
Netzwerke statt Hierarchien Gemäss Frei braucht es diese neuen Skills, weil die Arbeitswelt 4.0 gewohnte Strukturen auflöst. «Verantwortung ersetzt Weisungsbefugnis, Stellen werden durch Rollen ersetzt und Hierarchien durch Netzwerke.» Organisationen müssten generell viel beweglicher werden, um schneller reagieren zu können. Diese Agilität sei nur möglich, wenn Hierarchien durch Netzwerke und verantwortungsbasiertes Arbeiten ersetzt würden. Laut dem Arbeitspsychologen ist das Schweizer Bildungssystem aber noch zu wenig auf eine solche Zukunft ausgerichtet. «Das System ist zu individualisiert. Wir gehen davon aus, dass ein Mensch eine Aufgabe zu bewältigen hat, die wir dann am Schluss bewerten.» Doch innerhalb dieser Aufgabe gebe es keine Möglichkeiten etwas zu verändern oder Aufgaben auszuweiten. «Und diese Kompetenzen sind beim vernetzten Arbeiten wichtig.» Doch wo muss der Hebel seiner Meinung nach angesetzt werden? «Wir müssten bereits in der Ausbildung vermehrt vernetzt arbeiten und Kollaborationen begünstigen. Und: Die kritische Auseinandersetzung mit einer Aufgabe und nicht nur deren gehorsame Erfüllung müssten gefördert werden.»
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